









Leila Hujeirat verbindet in ihrem künstlerischen Schaffen Natur, Kunst und Psychologie zu einer vielschichtigen Einheit. In ihrem Atelier in der Heidelberger Altstadt entstehen Modekunst und Skulpturen aus Olivenholz, die durch filigrane Verarbeitung und symbolische Tiefe bestechen. Der Olivenbaum dient ihr als zentrales Sinnbild für Verwurzelung, Erinnerung und das Unbewusste.
Ihre Skulpturen stehen für sie als eine Metapher für die menschliche Psyche – ein verformter Körper, der Erinnerungen, Erfahrungen und Emotionen speichert. Seine markante Maserung, geprägt durch Zeit und Umwelt, offenbart Risse und Brüche, die von gelebtem Leben erzählen. Die Bearbeitung dieses besonders harten Materials erfordert nicht nur handwerkliches Geschick, sondern auch geduldige Hingabe. Das Schleifen der Wurzelquerschnitte ist ein langwieriger Prozess, der die vielschichtige Struktur des Holzes hervorbringt und dessen natürliche Form in ihrer ganzen Tiefe sichtbar macht.
In ihren Skulpturen kombiniert Hujeirat Olivenholz mit fließender Seide. Anfangs weich und formbar, verdichtet sich der Stoff mit zunehmenden Schichten und Falten, wodurch eine Transformation von Leichtigkeit zu Schwere entsteht. Diese Verbindung aus harten und weichen Materialien steht sinnbildlich für den Lebenszyklus, für Wandlung und Wachstum. Ein einziger Zentimeter einer gefalteten Seidenschicht erfordert bis zu sieben Stunden konzentrierter Arbeit. Dieser Rhythmus des Verlangsamens erlaubt es ihr, in die Tiefe des Materials – und der eigenen Gedankenwelt – einzutauchen. In Kombination mit dem harten, widerständigen Olivenholz, entsteht eine sinnliche Verbindung von Robustheit und Zartheit.
Ihre eigene Erfahrung als Mutter beeinflusst ihre Arbeit maßgeblich. Die Spuren der Schwangerschaft – Falten, Risse und Narben – sieht sie als sichtbare Zeichen gelebter Geschichte. Diese Sichtweise überträgt sie auf den Olivenbaum, dessen Stamm und Maserung die Vergänglichkeit und Kontinuität des Lebens widerspiegeln. In seinen geschwungenen Linien erkennt sie weibliche Formen und eine tief verwurzelte Symbolik von Körperlichkeit und Erinnerung.
Das Konzept der Psyche als ein Geflecht aus Schichten findet sowohl in der Philosophie als auch in der Psychologie Ausdruck und wird von Hujeirat in ihren Werken aufgegriffen. Die Kombination aus Holz und Textilien verdeutlicht diese Idee: Während die Rinde und die umhüllenden Schichten die sichtbare Persönlichkeit symbolisieren, verbergen sich darunter tiefere Dimensionen des Seins.
Leila Hujeirats Kunst ist eine Reflexion über Ursprung, Veränderung und Verwurzelung. Durch das Wechselspiel von Widerstand und Nachgiebigkeit, von Robustheit und Zerbrechlichkeit entstehen Werke, die die Dualität des Lebens erfahrbar machen. Sie laden dazu ein, sich den eigenen Schichten zuzuwenden, um in der Tiefe der eigenen Psyche Bedeutung und Schönheit zu entdecken.

